Kuzma Andrianovich legte ein Blatt Papier auf den Tisch, kippte den Kolben und transparente Tropfen rollten wie verstreute Perlen über das Blatt. Ich schaute auf den Aufkleber. Ordentlich abgeleitet: H2O. Wasser! Gewöhnliches Wasser bedeckte das Blatt wie Quecksilber mit Kugeln.
So begannen die "Wunder der Chemie", die ich im Labor für Organosiliciumverbindungen des Instituts für Organoelementverbindungen der Akademie der Wissenschaften der UdSSR erlebte.
Äußerlich ist hier alles banal. An Labortischen lassen Menschen in blauen Mänteln einige Flüssigkeiten ab, lösen sich auf, verdünnen, säuern oder alkalisieren. Sie messen in Bruchteilen eines Millimeters, zählen in Zehntelsekunden und erhitzen in Bruchteilen eines Grades. Und sie suchen ständig nach etwas Neuem. Manchmal finden sie es. Genau manchmal: Immerhin beklagte sich sogar der große Einstein, dass gute Ideen sehr selten geboren werden ...
Nachdem Chemiker eine Theorie entwickelt hatten, die die Struktur von allem auf der Erde erklärt, haben sie das Universum sozusagen neu erschaffen. Aber heute wagen Menschen in blauen Mänteln mehr. Sie schaffen ein neues Universum von Substanzen, die es in der Natur nicht gibt.
Zum Beispiel kennt die Natur keine Materialien, deren molekulares Rückgrat einem Stein inhärent wäre und deren "Kleidung" aus organischen Molekülen aufgebaut wäre. Für die Welt der Naturstoffe ist das fast so absurd wie für uns. Apfelbaumwo Stahläpfel wachsen würden.
Für das "zweite Universum" der Chemiker sind solche Substanzen jedoch nicht mehr neu. Der Weg zu ihrer Schaffung wurde vor 25 Jahren durch die Arbeit des sowjetischen Wissenschaftlers, korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Kuzma Andrianovich Andrianov, frei gemacht. Silikone sind ihr Name. Sie kombinieren die Festigkeit und Zähigkeit von Mineralien mit der Flexibilität der besten Kunststoffe. Ohne Silikone - diese Organosiliciumverbindungen - würden viele Maschinen heutzutage nicht zuverlässig funktionieren.
So sind vor kurzem neue leistungsstarke Elektrolokomotiven "Sh-60" auf die Schienen gefahren. Einer derjenigen, die ein Visum für das neue Auto ausstellten, war L. M. Volkova, ein Forscher im Labor für Organosiliciumverbindungen. Es gelang ihr, ein "steinorganisches" Polymer herzustellen, auf dessen Grundlage ein Lack erhalten wurde, um den Motor einer neuen elektrischen Lokomotive zu isolieren. Es ist so hitzebeständig, dass dank ihm die Betriebstemperatur von 145-150 Grad auf 200-220 Grad erhöht werden konnte. Und je höher die Motorbetriebstemperatur ist, desto höher ist der Wirkungsgrad. Wir können sagen: Es würde keine neue Substanz geben - es würde keine wunderbare elektrische Lokomotive geben.
Jeder, der im Norden arbeiten musste, weiß, dass Maschinen Fröste schlimmer ertragen können als Menschen. Bei niedrigen Temperaturen bröckelt Stahl und Autoreifen werden spröde wie Glas. Nur silikonorganische Kautschuke fühlen sich unter solchen Bedingungen wie ein Fisch im Wasser an. Sie verlieren nicht ihre Flexibilität, sie sind bereit, Menschen bei jedem Wetter zu dienen.
Silikone können nicht nur fest, sondern auch flüssig sein. Erinnerst du dich, wie unsere Bekanntschaft mit Kuzma Andrianovich begann? Er zeigte das Papier, auf dem Wasser Glaskugeln verstreute. Es war mit einer Schicht Organosiliciumflüssigkeit bedeckt, die einen dünnsten nicht benetzbaren Film auf der Oberfläche bildete. Wasser hinterlässt auf diesem Papier keine Feuchtigkeitsspuren. Im wahrsten Sinne des Wortes kann man über sie sagen: "Wie Wasser vom Rücken einer Ente."
Unsere Kleidung kann absolut wasserdicht gemacht werden. Was ist mit den Wänden von Gebäuden? Feuchtigkeit ist schließlich die Hauptgeißel von Ziegeln und Beton. Wenn es in die Poren des Materials gelangt und darin gefriert, nutzt es den Stein allmählich ab, wie ein Wurm auf Holz. Organosiliciumflüssigkeiten sind das wirksamste Mittel zur Bekämpfung dieses "Schädlings" in unseren Häusern.
Oder so ein Beispiel. Wer weiß nicht, wie schwierig es ist, im Winter ein Auto zu starten? Bereits bei 20 Grad unter Null ist dies fast unmöglich. Fahrer müssen den Kühler mit heißem Wasser füllen, ein Feuer unter dem Motor machen.Warum? Das Schmiermittel im Auto bei niedrigen Temperaturen verdickt sich stark und klebt die Teile sozusagen zusammen. Bereits bei 40 Grad gefrieren die meisten aus Öl gewonnenen Öle. Silikonflüssigkeitsfett verhält sich anders. Mit abnehmender Temperatur ändert sich ihre Viskosität wenig.
... Menschen in blauen Mänteln machen gemächlich ihre Arbeit. Sie lernen nicht nur die Naturgesetze, sondern verbessern in kleinen Glasreagenzgläsern die Natur der Dinge und erschaffen ihr eigenes zweites Universum.
Gavrilova N.V.
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